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Oder eine neue Form des Gaslicht-Syndroms?

Das Gaslicht-Syndrom – werden Sie sich jetzt wahrscheinlich wieder fragen – was ist denn das nun schon wieder? Ständig neue Bezeichnungen für irgendwelcher angeblichen „psychischen Störungen“? So ungefähr; nur geht es hier um eine ziemlich fiese Form von Manipulation, wie sie in dem gleichnamigen Stück von P. Hamilton aufgezeigt wird. Da wird im ausgehenden 19. Jahrhundert die Geschichte eines Paares gezeigt, bei dem der Mann (ein geschickter Heiratsschwindler und Manipulator) versucht, seine Frau (an deren Vermögen er herankommen will) so zu manipulieren, bis man sie schließlich für verrückt erklären sollte. Die Geschichte ist nicht mehr ganz zeitgemäß – das darin vorkommende Muster allerdings nach wie vor äußerst aktuell. Das Thema Frau „hat sie nicht alle“ – das gern in allen möglichen Situationen zur Abwertung und zur Lächerlichkeit-Preisgabe einer Frau herhalten soll, scheint immer noch zeitgemäß! Und dass hier auch gemeinsame Kinder eine wichtige Rolle spielen, ist leider auch traurige Realität!

Kinder haben das Recht auf eine wohltuende Umgebung

Eines gleich vorweg: Kinder haben IMMER das Recht in einer guten, wohlwollenden, förderlichen Umgebung aufzuwachsen, die ihnen die zum Reifen notwendige Nestwärme bietet.

Es soll hier auch kein Generalverdacht gegen alle Väter ausgesprochen werden. Vielmehr freut es mich immer wieder zu sehen, wie viele Väter liebe-, verständnisvoll und gedeihlich mit ihren Kindern umgehen. Ich möchte auch keinem unterstellen, dass den Vätern das sogenannte „Kindeswohl“ nicht auch am Herzen liegen würde! Aber, leider werden Kinder im Fall einer Trennung auch immer wieder zum Unterpfand, Streitobjekt und oft auch zur „Strafandrohung“ – für den anderen Elternteil; meist denjenigen, der den anderen verlassen hatte.

Ja, zweifelsohne – wir haben in den letzten Jahrzehnten gesellschaftliche Fortschritte gemacht; die sogenannte „schwarze Pädagogik“ ist nicht mehr allgegenwärtig. Sie ist zwar nicht völlig verschwunden, aber sie hat offiziell keinen Platz mehr in unserer aufgeklärten Gesellschaft. Dennoch führt sie auch weiterhin eine beständige Existenz, wenngleich nur in einem Nischen-Dasein. Das heißt sie ist nicht verschwunden! In Ansätzen lässt sie sich immer wieder mal erkennen; vor allem bei Menschen, die ihr eigenes Selbstwertgefühl und ihre möglicherweise gefühlte Ohnmacht über eine Fehlbehandlung von Schwächeren (Kindern) aufmöbeln müssen. Kurz gesagt, verschwunden sind die alten Rollenmuster nicht. Sowohl strukturelle wie psychische und physische Gewalt gegen alle sozial schwächeren Gruppen bleiben leider weiterhin traurige Realität. Es gibt hier zahlreiche Gewalt-Muster, die vielleicht nicht mehr so offen ausgetragen werden wie in früheren Generationen. Und es ist nicht immer nur eine Bildungsfrage, wie häufig diese Muster angewandt werden.

Alte Gewaltmuster – neu ausgelebt

„Stoppt Gewalt gegen Frauen“ – der empörte Aufschrei der Frauenbewegung der 1970er Jahre gehört nach wie vor zur traurigen gesellschaftlichen Realität. Auch lautete damals eine These, dass die physische Gewaltanwendung gegen (Ehe-)Frauen kein wirklich schichtspezifisches Phänomen sei. Gewalt besteht weiter, sowohl brachial physisch wie auch schleichend und versteckt auf psychischer Ebene.

Leider zeigt sich bei allen Errungenschaften auf dem Gebiet der Gleichstellung dort und da auch wieder, wie das Pendel in die andere Richtung ausschlägt. Männerbünde mit meist rechtslastigem Gedankengut erzielen in den doch recht unsicheren Zeiten wieder hohen Zulauf.

Auch hört man im Rahmen dieses Rückschlags des Pendels vielfaches Lamentieren darüber, dass Frauenquoten, „Genderwahn“ und viele Gleichstellungs-Bemühungen schon viel zu weit gingen – und zu einer Männerdiskriminierung führen würden.

Gerade die Zeiten der Pandemie, die teilweise mit strengen Lockdowns verbunden waren, zeigen, auf welchen Schultern diese schweren Zeiten hauptsächlich lasteten. Zahlreiche Studien dazu belegen, an welcher Gruppe hier die Hauptbelastungen hängen blieb. Frauen schulterten die Mehrfachbelastungen von Haushalt, Kinderbetreuung (unbezahlte Care-Arbeit), wie auch die Mühen des Homeschoolings. Und dies meist noch neben Homeoffice und anderen täglichen „Verpflichtungen“.

Häusliche Gewalt

Zusätzlich konnten auch dazu erhobene Zahlen zeigen, dass hier die Fälle von sogenannter „häuslicher Gewalt“ massiv angestiegen waren. Und was ist nun „häusliche Gewalt“? In der Bemühung, bei dem Begriff einen besonders „genderneutralen“ Ausdruck zu verwenden, wird hier ein Phänomen zusammengefasst, das sich zu über 90% als Gewalt gegen Frauen und Kinder herausstellt. Am Rande vermerkt: In Österreich ist die Zahl der Femizide in den letzten Jahren wieder deutlich angestiegen! Und – das sei hier positiv vermerkt – es werden vermehrt staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Form der Gewalt angeboten. Darunter fallen auch therapeutische Maßnahmen für die Täter*innen, und zwar nicht erst, wenn schon das Schlimmste passiert ist.

Tja… „häusliche Gewalt“; meist Gewalt gegen Frauen und Kinder! Das sind die Opfer, aber in der Täterrolle befindet sich nicht das „Haus“, es ist keine juristische Person! Sei es darum, die Genderdebatte soll hier nicht im Fokus stehen!

Gewalt als Racheakt

Neben diesen unmittelbaren Gewaltformen gibt es andere durchaus gut getarnte Formen von Gewalt als einer Art Rache, oder Wiederherstellung männlicher „Ehre“. Vor allem dann, wenn diese narzisstisch gekränkt wurde. So eine narzisstische Kränkung ist für viele (ich nehme hier grundsätzlich Frauen nicht aus) immer das Verlassen-Werden. Und davon gibt es in unserer Gesellschaft genügend Beispiel: Die Scheidungsraten sind in den letzten Jahrzehnten massiv angestiegen.

Aber das Scheitern einer Beziehung beruht (auch juristisch) nicht mehr auf dem Prinzip einer eindeutigen Schuldzusprechung, Das ist auch gut so (eine Beziehung aufrecht zu halten ist ein schwieriges Unterfangen). Und in Zeiten wie diesen ist das Aufrechthalten einer längerfristigen Beziehung schon ein zwischenmenschlicher Hochseilakt. Hier sei bemerkt: Beziehungen scheitern, Gefühle verändern sich und das ist normal und zutiefst menschlich. Und man möge bitte nicht die „guten alten Zeiten“ heraufbeschwören, wo die Ehen angeblich so viel stabiler waren (fragt sich nur zu Lasten welches Ehepartners). Wenn ein Teil der Ehepartner finanziell komplett abhängig ist, dann hält die Ehe eher. Und das natürlich auf Kosten der Abhängigkeit der Frauen, die sich arrangieren und „erdulden“ mussten, um nicht vor dem Nichts zu stehen! Diese Zeiten sind also vorbei – und man/frau kann sich zurückziehen und sich aus einer problematischen Bindung verabschieden. Das geschieht selten problemlos, ist meist schmerzhaft für beide Partner, besonders aber für gemeinsame Kinder.

Umgang nach narzisstischer Kränkung

Wenn so eine Trennung nur von einem Partner ausgeht und der andere den/die Verlassene*n darstellt, dann kann es besonders schwierig werden! Vor allem, wenn ein verlassener Ehemann mit dieser narzisstischen Kränkung nicht umgehen kann. Narzisstische Kränkungen erleben wir alle innerhalb unseres gesamten Lebens. Daher müssen wir auch lernen, genügend Selbstwertgefühl aufzubauen, um mit solchen Krisen narzisstischer Kränkungen gut umgehen zu können. Kann eine narzisstische Kränkung nicht über eine „reife“ Reaktion verarbeitet werden, dann kommen starke Hass- und Rachegefühle auf. Diese wollen befriedigt werden, um ein psychisches Gleichgewicht wieder herzustellen.

Und hier kommen wir zu einer (nicht ganz) neuen Form von psychischer Gewalt als Rache-Akt gegen den verlassenden Partner: Eine dieser Coping-Strategien scheint immer öfter zu lauten: „Du hast mich verlassen; du hast mich gedemütigt und gekränkt. Du hast meine eigenen Pläne durchkreuzt –
Ergo:  Ich nehme dir das Kind weg!“

Das ist aber heute nicht mehr so leicht – und auch keine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit wie zu Zeiten Anna Kareninas im Russland des späten 19. Jahrhunderts.

Kindswohl

Es steht in einem Rechtsstaat jeder Person frei, ein Verhalten des Expartners/der Expartnerin als für das „Kindeswohl“ schädlich bei staatlichen Stellen anzuzeigen, die für dieses Kindeswohl zuständig sind. Und dann kann es zu sehr aufreibenden Kämpfen um das Kind/die Kinder kommen, wo dann oft Argumente vorgebracht werden, warum das Kind angeblich durch den versorgenden Elternteil geschädigt würde. Oftmals beginnt hier ein langer zermürbender Kampf mit sehr fragwürdigen Waffen von diversen Verdächtigungen rund um dubiose Pseudo-Diagnosen über den/die Ex-Partner/in; in der Praxis meist zur angeblich „psychisch gestörten“ Mutter. Dass so ein zermürbender Kampf langfristig tatsächlich zu starken psychischen Belastungen führt, sei hier einmal dahingestellt. Natürlich verursacht dies ungeheuren psychischen und physischen Stress – und es trifft in der Praxis doch meist Frauen (und Kind/er)!

Überprüfung von Erziehungsfähigkeit im Sinne von „Kindeswohl“

Dann muss eine sachkundige Fachkraft ein „Sachverständigen-Gutachten“ erstellen; eine weitere äußerst belastende Situation, vorrangig für die verdächtigte Person. Dabei muss die sogenannte Erziehungsfähigkeit dieser Person festgestellt werden. Meist läuft das ohnehin auf kein besonders auffälliges Ergebnis hinaus, und es wird der Person (meist der Mutter) klinische Unauffälligkeit und damit die Erziehungsfähigkeit bescheinigt! Das Kind bleibt somit meist in der gleichen Obhut wie bisher. Aber in solch einem Obsorge Streit wird bis dahin schon ziemlich viel Porzellan zerschlagen!

Und das geht meist ebenfalls zu Lasten des Kindes! Ist das die Sache wirklich wert?

Leider für Menschen mit ausgeprägten narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen wohl schon. Sie benötigen oft eine lange Revanche-Prozedur. Dabei werden Ex-PartnerInnen als Feind angesehen, die „bestraft“ werden müssen (auch wenn das noch so dumm, kleinlich und kurzfristig gedacht ist).

Menschen mit starken narzisstischen Zügen können sich von den nettesten Charmeur*innen zu nachstellenden Rächern wandeln! Und da werden oft auch keine Mühen gescheut, den/die Expartner*in zu zermürben (vielleicht zeigt sich dann ja doch eine bestimmte psychische Auffälligkeit). Solche Streitigkeiten können sich manchmal sehr lange hinziehen. Damit geht verständlicherweise oft eine Zermürbung des/der Expartner*in einher. Dazu kommt meist auch noch eine gewisse Schädigung in der gesunden Entwicklung eines Kindes – und auch insgesamt viel „verbrannt Erde“!

Wie diesen unliebsamen Situationen möglichst schadensfrei begegnet werden kann – dazu soll der nächste Blog Näheres erläutern: Einige weitere Überlegungen zu dem Thema „Kindeswohl“ (sowohl juristisch, wie auch psychologisch) und allen rundum wichtigen Phänomenen sollen im nächsten Blog noch behandelt werden.

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Persönlichkeit - Ein Blogbeitrag von Eva Nikolov-Bruckner

Wenn Sie ein kostenloses Beratungsgespräch zum Thema Co:Abhängigkeit von Narzisst*innen, toxische Beziehungen und wie kommen Sie da raus mit Eva Nikolov-Bruckner möchten, kontaktieren Sie Frau Nikolov-Bruckner direkt über nikolov-bruckner@narz-mich-nicht.at

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Hier finden Sie Erste Hilfe Tipps im Umgang mit Narzissen

Und das ist unser Team und unsere Kooperationspartner*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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Narz Talk Spezial Reihe – Narzissmus in Wien

Die beiden Wienerinnen Regina Schrott & Eva Nikolov-Bruckner führen durch die Stadt auf den Spuren von Herrn Freud.

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