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Wie ist der Zusammenhang von Kränkung und Verletztheit und Narzissmus? Was genau ist so dermaßen verletzend und kränkend, wenn es um Narzissmus geht? Und wie gehen wir am gesündesten damit um? Für ein besseres Verständnis sind einige Begriffserklärungen erforderlich…

Täter-Opfer-Interaktion

Kränkung – ein normaler Vorgang in der täglichen Interaktion zwischen Menschen. Und doch oft ein wichtiger Hinweis auf bestimmte Ausprägungen (psychischer) Auffälligkeiten.

Die „narzisstische Kränkung“ scheint schon bei Freud auf – aber eigentlich ist sie so alt, wie die Menschheitsgeschichte. Diese Aussage trifft‘ s wohl am besten: „Was kränkt, macht krank.“

Auch in der Literatur rund um psychosomatische Themen zeigt sich dies. Aber selbst gezielt gesetzte Kränkung heißt nicht unbedingt und in jedem Fall, dass der/die Gekränkte selbst verletzt oder „krank“ werden muss – und warum nicht?

Weil es auch hier immer um die Frage geht, wie diese/r mit der Kränkung umgeht, und wie tief diese Verletzung geht und auch wie langfristig und intensiv sie wirkt; vor allem aber, wie die Kränkung verarbeitet wird.  Da gibt es wieder unterschiedliche Möglichkeiten und Formen. Nicht jede/r ist gleichermaßen durch die gleichen Reize/Verhaltensweisen kränk- und verletzbar! Hier spielt auch die sogenannte Ich-Stärke und das Selbstwertgefühl eine wesentliche Rolle.

Kränkungen und Selbstwertgefühl

Sie sind eng miteinander verbunden. Wie leicht jemand kränkbar ist, hängt wiederum von unterschiedlichen Faktoren ab…

Was ist der Inhalt der Kränkung?

Wie wird eine Aussage oder Handlung des Gegenübers wahrgenommen?

Welche wunden Punkte werden dabei getroffen?

usw.

Wer hat diese Kränkung verursacht?  z.B.: Ist es jemand, der einem nahesteht und der/die über die eigenen wunden Punkte gut Bescheid weiß, oder eine völlig unbekannte Person? Hier besteht auch die Möglichkeit, dass die gleiche Äußerung von einem Fremden nicht kränkend ist – schließlich muss ich mich ja gar nicht angesprochen fühlen – von einem Bekannten aber schon.

Das kann auch jemand sein, den ich grundsätzlich nicht ernst nehme, weil er/sie eventuell eine gesellschaftlich eher unwesentliche Position hat – und damit wird die Bemerkung unwichtig.

Oder es ist jemand, der mir persönlich nicht nahesteht, dessen Meinung über mich mir aber dennoch sehr wichtig ist (wie z.B. eine berufliche Führungskraft).

Besonders hohe Kränkbarkeit kann auch auf ein eher geringes und labiles Selbstwertgefühl hinweisen. Das Selbstwertgefühl bzw. das Bewusstsein des eigenen Selbstwerts ist ein ziemlich komplexes und fragiles Gebilde.

Der Selbstwert speist sich nämlich aus unterschiedlichen Quellen

Der Art der Sozialisation, mit ihren kulturellen Einflüssen wie auch Erziehung – und vor allem vielfach durch (emotionale) Erfahrungen in prägenden Entwicklungsphasen der (frühen) Kindheit. Aber natürlich spielen hier des Weiteren auch Faktoren wie Tagesverfassung und allgemein emotionale Stabilität mit hinein.

Das wesentlichste Element, das Kränkung/Verletzung als solche klassifiziert, ist aber vor allem auch die Absicht, in welcher diese bewusst zugefügt wird, genauso, wie die Re-Aktion darauf.

Diese Reaktionen zeigen ein breites Spektrum

  • von eher gar nicht (oder nicht sichtbar) reagieren – bei uns in Wien als „net amal ignorieren“ bezeichnet; also (manchmal auch nur scheinbar) nicht wahrnehmen
  • dieses nur scheinbar nicht Reagieren kann aber auch bedeuten, dass jemand die tiefe Verletztheit gut überspielt und die Kränkung nicht zeigt, evt. auch um sich keine Blöße zu geben, was tatsächlich langfristig krank machen kann
  • bis hin zu massiven Gewaltausbrüchen mit erheblicher Schädigung des Gegenübers – ausufernd bis hin zu Mord und Totschlag

Diese Reaktionen auf Kränkung/Verletzung sind natürlich auch immer wieder von gesellschaftlichen Aspekten (Wertesystem) abhängig; dh. die gesellschaftliche Norm bewertet, was eine annehmbare Form der Reaktion auf eine Kränkung ist.

Dies zeigt sich vor allem sehr deutlich in totalitären Gesellschaften, die selbst Gewalt ausüben und oft auch politischen Widerstand als Kränkung des Systems und der Machtverhältnisse definieren und hier (gekränkt) schwere Strafen als Reaktion verhängen (bis hin zu Todesstrafe und Hinrichtungen).

In Ländern, wo religiöser oder politischer Fanatismus herrschen wird abweichendes nonkonformes Verhalten schon als Verletzung des Systems angesehen

Das kann oft zu extremen Reaktionen von Seiten der Machthaber (des Staates) führen. Länder wie der Iran, Afghanistan, aber auch z.B. Nordkorea bieten hier Beispiele, wie Systeme in ihrem Gesetzes- und Regelwerk gesellschaftliche Abweichungen als „Kränkung und Verletzung des Systems“ (bzw. ihrer Machthaber) – mit grausamer Rache sanktionieren.

Zum Begriff des Ego – im Zusammenhang von Kränkung und Verletzung und Narzissmus

Vielfach wird in der Literatur zu Narzissmus und narzisstischer Kränkung (s. R. Haller: „Die Narzissmusfalle“) mit dem Begriff des gekränkten Ego operiert. Der Begriff wird jedoch in unserer Alltagskommunikation mit sehr unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen. Vielleicht lässt sich hier etwas Licht in die Sprachverwirrung bringen.  Ego (aus dem Lateinischen „Ich“) bezeichnet einen Begriff, der innerhalb eines sehr breiten Spektrums von verschiedenen Disziplinen in jeweils unterschiedlichen Sinnzusammenhängen verwendet wird.

Schon als Begriff in der Psychologie und in der Philosophie driften die genauen Bedeutungen auseinander. Um hier hauptsächlich in der Psychologie zu bleiben: Ego kann hier sowohl in der Bedeutung des „Selbst“ wie auch des (psychoanalytischen) „Ich“ angesehen wurden. (Freud postulierte ja anfangs auch ein „Ich-Selbst“ – als eine Form des zu erreichenden „Ich“, das sich aus dem ursprünglichen „Es“, abgeschliffen durch das gesellschaftliche „Über-Ich“ im Idealfall positiv entwickelt.

Die Neoanalytiker und VertreterInnen einer später entwickelten Ich-Psychologie (s. Hartmann, Winnicott und Klein) verstehen später im Rahmen eines Ich-Begriffes eine gesunde Entwicklung einer psycho-sozialen Selbst-Definition. Damit, so meinten sie, bezieht ein Mensch seine Selbstdefinition, seine psycho-soziale Identität. Man (das Individuum) bezieht von hier „sein Selbstbewusstsein, seine Selbstachtung, sein Verständnis von Selbstverwirklichung“.

Später entwickelte Kohut (einer der „Narzissmus-Päpste“ des 20. Jahrhunderts neben Otto Kernberg) eine erweiterte darauf aufbauende Theorie zum Ich und Selbst, die schließlich von dem deutschen Psychoanalytiker Joachim Maaz vervollständigt wurde. Darin wird – äußerst grob gesprochen, aber durchaus in Anlehnung an Freud das Ich als das („selbst erarbeitete“) Produkt, das aus dem Selbst weiterentwickelt wird, definiert. Das heißt, dass das Selbst den basalen Grund für die Persönlichkeit darstellt – dh. alles was wir mitbringen (vielleicht auch eine Art von genetischer Grundlage), aus der wir durch ein Zusammenwirken von individuellen und gesellschaftlichen Ansprüchen idealerweise ein ständig lernfähiges und lernbereites Ich entwickeln können/sollen.

Hier einige kurze Schlaglichter auf die jeweils gebräuchlichen Formen, das „Ego“ zu definieren

Konkret wird aber in der Literatur immer wieder der Begriff Ego für die eine oder andere Form von Ich oder Selbst verwendet. Das kann natürlich immer wieder zu Missverständnissen führen.

Zusätzlich wird der Partikel Ego eben auch in diversen zusammengesetzten Begriffen verwendet, die auch gesellschaftlich ihren Wandel erfahren, wie z.B. Egoismus und Egozentrik. Diese Begriffe sind eher negativ besetzt, da darin meist eine überbordende Form des Eigennutzes enthalten ist. Damit wäre der Begriff Egoismus durchaus mit narzisstischem Verhalten zu verbinden. Denn als eines der wesentlichsten Eigenschaften von malignen Narzissmus – da sind sich fast alle Expert:innen einig – ist das verstärkte Einsetzen (also die „Benützung“) von Mitmenschen zum jeweiligen Eigennutz.

Was macht nun Kränkung mit unserem Ego?

Je stabiler ausgeprägt das aus dem Selbst herauskristallisierte Ich ist – desto geringer ist die Verletzbarkeit der jeweiligen Person. Je fragiler, desto mehr muss die eigene Unsicherheit durch Kränkung anderer abgewehrt werden! Ein ideales Rezept dagegen wäre eine ständige Ego-Stabilisierung durch eine Arbeit an sich selbst und den Mut, sich mit sich selbst (und den eigenen Schwächen) auseinanderzusetzen.

Je besser ich mich kenne, desto klarer wird mir eine offensichtliche Kränkung anderer. Und da kann ich mich jetzt fragen – war das notwendig? Brauche ich das, um mich selbst stark und „großartig“ zu fühlen? Brauche ich die vielfältigen Gewinner-Verlierer-Spielchen in unserer empathiearmen Konkurrenz-Welt?

Vielleicht versuchen Sie sich das mal selbst zu fragen? Es könnte der erste Schritt sein – in Richtung einer menschlicheren Welt… übrigens Sie können sich auf diesem Weg auch Unterstützung holen…

z.B. mit den 84 Ressourcenfragen zur Selbstexpertise von Regina Schrott (Gründerin von Narz mich nicht), das hier direkt hier bestellen können und nach Zahlungseingang umgehend zum Downloaden zugeschickt bekommen

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Mein Name ist Eva Nikolov-Bruckner. Ich bin Psychologin und Kooperationspartnerin von Narz mich nicht® und für den Standort in Wien (Österreich) mitzuständig. Wenn Sie Stimme und G’sicht zu mir wissen möchten… hier kommen Sie zu einer kurzen Videoreihe, die Regina Schrott & ich im Frühjahr 2022 in Wien gedreht haben.


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