fbpx

Wer ein oder gar mehrere Kinder mit einem vermutlich narzisstischen oder sagen wir sehr schwierigen anderen Elternteil hat, weiß um die Unerträglichkeit des gemeinsamen Alltags. Selbst wenn der Alltag längst getrennt von Tisch und Bett ist und man sich, sei es durch ein Wechselmodell oder alleinerziehend, auf irgendetwas geeinigt hat oder wurde, die sinnlose Quälerei geht weiter. Vor allem über die Kinder, die zum Spielball oder zur Bombe umfunktioniert werden. Kinderzentrierte Kommunikation auf Elternebene – Pustekuchen, aber das habe ich ausführlich bereits in meinem Blogbeitrag „Wechselmodell und was nun“ erzählt. Auch was Gerichte und Jugendämter zur Thematik sagen oder vielmehr nicht sagen, habe ich in dem Blogbeiträgen „Wer ist denn nun wirklich krank“ und „Das (deutsche) Rechtssystem und der Narzissmus“ thematisiert. Diesmal geht es mir um etwas Anderes.

Wie können Sie als möglicherweise selbst betroffener Elternteil mit einem/einer narzisstischen Partner*in Ihren Kindern helfen?

Wie können Sie als außenstehende Person – Großmutter oder -vater, Nachbar*in, Erziehungsberechtigte*r in Kindertagesstätten oder Horten, Lehrpersonal in der Schule – Kindern helfen, die zu Hause psychisch missbraucht und manipuliert werden?

Wie können Sie als nicht direkt Beteiligte überhaupt erkennen, dass Sie ein Kind vor sich haben, das seelische Not hat, weil es aus einem sehr toxischen Zuhause kommt, das alles andere als liebevoll und wertschätzend ist.

Folgendes Szenarium wiederholt sich in Erzählungen betroffener Kinder mit narzisstischem Elternteil immer wieder:

Johannes lebt im Wechselmodell. Eine Woche ist er bei seiner Mutter und eine Woche bei seinem Vater. Der Wechsel findet immer sonntags um 16:00 Uhr statt. Wer sich diesen Blödsinn ausgedacht hat, weiß Johannes nicht. Seine Eltern leben eine Stunde voneinander entfernt. Johannes muss spätestens um 15:00 Uhr im Auto sitzen, um pünktlich beim anderen Elternteil zu sein. Damit ist jeder Sonntag für Johannes zerrissen. Er kann sich weder mit Oma und Opa zum Kuchenessen treffen, noch zum Fußballspiel seiner Freunde gehen.

Jeden Sonntag das gleiche Drama,

denn Johannes ist erst acht Jahre alt. Er hat noch keinen Führerschein und kann sich nicht selbst mit dem Auto fahren. Mama wohnt am Land. Dort fährt sonntags kein Bus. Schon am Vorabend wird Johannes nervös und bekommt Magenkrämpfe. Er schläft kaum in der Nacht, weil er darüber nachdenkt, wie er bereits beim Frühstück seine Mutter dazu überreden kann, dass sie diesmal bitte bitte pünktlich losfährt.

Johannes, mit seinen acht Jahren, bedenkt Spritpreise und die Tankanzeige in Autos. Fast automatisch schaut er immer schon beim Einsteigen, ob der Tank voll ist und die Scheibenwischer funktionieren. Er kocht seiner Mutter einen Kaffee und versucht, sie auf gar keinen Fall irgendwie zu verärgern. Ab Samstag lebt Johannes genau genommen gar nicht mehr für sich selbst, sondern achtet auf jeden Mimikwechsel im Gesicht seiner Mutter. Ihre Bedürfnisse stehen für ihn unbedingt vor seinen. Deshalb nimmt er in Kauf, wenn er ab Samstagmittag kein Essen mehr bekommt.

Und natürlich verrät er das niemanden.

Es würde ihm doch sowieso niemand glauben. Auch den Richter*innen vom Gericht und den vielen Besucher*innen vom Jugendamt erzählt er nicht, was Sache ist. Aus dem einfachen Grund, weil er seine Mama liebt. Wie er auch seinen Papa liebt. Und man verrät keine Menschen, die man liebt, man verrät kein Elternteil. Schon im Kindergarten waren Petzen die größten Loser und niemand wollte mit denen spielen. Johannes ist keine Petze, schon gar nicht gegen seine Eltern. Das hat er sich geschworen in einer der zahlreichen schlaflosen Nächte, in denen er vor Traurigkeit kein Auge zubekommen hat.

Jetzt ist wieder Sonntag und Johannes weiß, dass sein Vater mit ihm etwas ganz Tolles vorhat. Sie gehen gemeinsam ins Stadion zum Fußball. Johannes freut sich schon so lange auf diesen Tag. Leider genau so lange, wie er Angst vor diesem Tag hat. Denn er ist bei Mama und Mama war gestern ganz schlecht drauf. Sie brauchte schon ab dem Mittag Alkohol.

Sein Vater hat gesagt, wenn er diesmal wieder nicht pünktlich bei ihm ist, geht dieser alleine ins Stadion und Johannes hat Pech gehabt. Er hat keine Lust darauf, wegen Johannes auf so ein wichtiges Spiel zu verzichten. „Du bist doch schon ein großer Junge. Wenn dir etwas wichtig ist, musst du lernen, dich durchzusetzen. Hast du deine Mama nicht im Griff?“ Für Johannes ist diese Frage jedes Mal seltsam und er musste schon viele Nächte darüber nachdenken, ohne Lösung für das Problem.

Hat nicht sein Vater seine Mutter verlassen, weil auch er diese Frau nicht in den Griff bekommen hat? Aber vielleicht ist das mit dem „in den Griff bekommen“ die Aufgabe der Kinder und nicht der Erwachsenen, denn die bekommen einander irgendwie nie in den Griff. Das schaffen ja nicht einmal Familiengerichte.

Johannes hat sich festgenommen, wenn er erwachsen ist, sich selbst in den Griff zu bekommen,

damit das niemand anderer für ihn machen muss und er vielleicht eine Freundin hat, die sich auch selbst im Griff hat. Das ist ein schöner Gedanke, mit dem Johannes gerne einschläft.

Natürlich hat Johannes‘ Mutter ihr Kind auch an diesem Sonntag zu spät zum Vater in die Stadt gebracht. Wenn ihr Leben schon verhunzt ist, dann bitte schön auch das Leben ihres Kindes und vor allem das ihres Ex-Mannes. Außerdem hat sie Fußball noch nie interessiert.

Johannes wechselte an diesem Sonntag drei Stunden zu spät in den Haushalt seines Vaters. Dabei hatte er sich so viel Mühe gegeben. Er war das perfekte Kind, schon die ganze Woche über. Keine Widerworte, keine unnötigen Fragen, keine Bitte, kein Wort zu viel und auch keines zu wenig. Johannes hat sich sogar um die Rechnung seines Schlagzeuglehrers gekümmert und die fehlenden Stunden mit seinem Taschengeld bezahlt. Er hat weder gelacht, noch geweint. Stattdessen hat er seine Gefühle super für sich behalten, wie er findet. Darin wird er auch immer besser, im Nichtsfühlen.

Er hat auch nichts zum Essen gebraucht,

obwohl er Bauchweh vor Hunger hatte. Stattdessen hat er Mama einen Tee gekocht und ihr in ihrer Lieblings-Herztasse serviert. Er hat nur gefragt, ob es ihr gut geht und ihr gesagt. dass er sie liebhat. Sie hat kommentarlos den Tee genommen und die Türe zugeknallt. Hinter verschlossener Tür hörte Johannes seine Mutter weinend fluchen: „Wie soll es mir gut gehen, wenn man mir mein einziges Kind jede Woche wegnimmt?“

Als Johannes um 18:00 Uhr statt um 15:00 Uhr bei seinem Vater ankam, öffnete dieser ihm wortlos die Tür. Johannes sah die Spuren von Tränen und Rotz im Gesicht seines Vaters. Er roch den Alkohol. „Es tut mir leid, Papa. Ich hab‘ Mama nicht im Griff.“ Der Vater nimmt seinen Sohn fest in die Arme und sagt: „Das Spiel läuft auch im Fernsehen. Komm‘, setz‘ dich zu mir.“

So oder so ähnlich geht es unfassbar vielen Kindern

in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Spanien, Südamerika, den Niederlanden, Afrika, Thailand, Russland, um hier nur einmal die Länder aufzuzählen, aus denen wir von Narz mich nicht mittlerweile Menschen mit einem narzisstischen Elternteil und/oder toxischen Partner*innen betreuen.

Betroffenen Menschen wird diese Geschichte als eine exemplarische nur zu bekannt vorkommen. Ich bitte an dieser Stelle um Verzeihung für den Trigger, den ich damit ausgelöst haben könnte.

Für Menschen, die keine Ahnung von psychischer Gewalt haben und wie sich diese tagtäglich in Kinderseelen erbarmungslos frisst und jedes Vertrauen in eine gesunde Beziehungsfähigkeit unter Menschen unmöglich macht, hoffe ich, dass Ihr Mitgefühl wacher und aufmerksamer wird. Denn diese Kinder brauchen Ihre Hilfe!

Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Wie soll ich helfen?

Kinder wie Johannes sind oft hochsensibel und harmoniebedürftig. Kinder wie Johannes prügeln sich in der Regel nicht auf dem Schulhof. Das sind die Kinder, die viel erklären und durch Reden versuchen, alles zu schlichten. Kinder wie Johannes fallen durch eine frühreife Nachdenklichkeit auf. Diese Kinder reagieren auf Kritik an ihrer Person oder ihrem Verhalten oft sehr stark. Das kann bis zu Panikattacken führen. Aber auch diese sind überraschend still.

Kinder wie Johannes weinen leise. Kennen Sie Kinder, denen ohne Laut plötzlich eine Träne über die Wange kullert? Die sich nicht beschweren, sondern irgendwie befürchten, dass sie einfach nie und nirgendwo richtig sind, sondern leider immer falsch.

Was diese Kinder brauchen, mehr als irgendwer sonst, ist Ihre volle und ungeteilte Aufmerksamkeit, damit sie sich jemandem mitteilen können. Fragen Sie nach, was das Kind gerade fühlt. Wo es in seinem Körper fühlt, was es fühlt. Fragen Sie das Kind, was es braucht, damit es ihm wieder gut geht. Bieten Sie ihm Nähe, ohne sich aufzudrängen. Fragen Sie, ob das Kind in den Arm genommen werden will. Umarmen Sie das Kind nur, wenn es das wirklich möchte.

So irre sich das jetzt lesen wird: fragen Sie das Kind, ob es Hunger hat und wenn ja, wonach.

Unsere Gesellschaft krankt an Gefühllosigkeit und Wert-e-losigkeit. Zu viele Menschen wissen gar nicht mehr, was sie fühlen und ob überhaupt. Wissen Sie es denn? Was fühlen Sie gerade, wenn Sie meinen Blogbeitrag lesen? Die Erlaubnis zu fühlen, darf sich jede/r selbst geben und wir sollten uns an sie auch gegenseitig erinnern und sie uns zugestehen. Besonders Kindern mit einem narzisstischen Elternteil!

grüner Strich

Die Autorin von Hilfe für Kinder mit narzisstischem Elternteil

Hier finden Sie noch weitere Blogbeiträge von Regina Schrott, die Ihnen weiterhelfen werden. Einige möchten wir besonders hervorheben:

„Wechselmodell und was nun“

„Wer ist denn nun wirklich krank“

„Das (deutsche) Rechtssystem und der Narzissmus“

▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ ▲ ▼ 

Regina Schrott hat Coaching Programme entwickelt, mit denen Sie in die Selbstverantwortung kommen und dem Kreislauf ein Ende bereiten werden.

8 Wochen Programm nach narzisstischem Missbrauch

Vor Gericht & Co für einen erfolgreichen Ausgang einer Gerichtsverhandlung mit Narzisst:innen.

Systemische Aufstellung hilft Ihnen, narzisstisch-echoistische Muster Ihres momentanen Lebens sichtbar zu machen

Drama-Analyse gibt Ihnen einen Generalschlüssel für weitere Dramen in Ihrem Leben an die Hand, die Sie dann zukünftig ganz einfach selbst und vor allem jeder Zeit lösen können

grüner Strich

Hier finden Sie

Erste Hilfe Tipps im Umgang mit NarzissenBuchungskalender für kostenlose Erstberatung

Und das ist unser Team und unsere Kooperationspartner*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz


2 Kommentare

Piwi · 5. November 2022 um 20:07

Wow!! 😥

Auf die Frage „Was fühlen Sie gerade, wenn Sie meinen Blogbeitrag lesen?“

Da kommen so viele Emotionen hoch und man möchte seine Kinder direkt in den Arm nehmen .
Konnte meine Tränen nicht aufhalten, man fühlt beim Lesen richtig mit. Traurig was eine kinderseele durchmachen muss, nur weil Richter sich nach Paragraphen richten und nicht wirklich Um das wohl der Kinder kümmern!

Gleichzeitig die Angst, wie es bei einem selber weitergeht. Daher fühle ich auch mit der beschriebenen Mutter sehr mit. Ein glückliches Kind braucht eine gesunde, glückliche, starke Mutter an seiner Seite.

Man muss die Kinder vor diesen Menschen schützen! Das haben die Kleinen nicht einfach nur „verdient“, sondern sie haben das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit und ohne psychische Folgen!

Dirk · 5. November 2022 um 9:28

Wie erkenne ich dass ein Kind in seelischer Not ist?
Aufgrund meines Erlebten ist es wie, „wie erkenne ich die Haarfarbe eines Menschen“ und es ist schwer zu verstehen wenn Andere es nicht sehen können, wie erkläre ich einem Blinden eine Farbe?
…und wer ist bei Johannes eigentlich der tox, narz oder das schwierige Elternteil?
Warum verstehen so viele Eltern die Schmerzen nicht wenn sie ihre Kinder, vlt im guten Willen, auf eine Seite ziehen,
Eltern gibt es nicht als Singular

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert