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Ein Blogbeitrag von Nici Bühlmaier

Ich habe ADHS und Grenzen sind für mich schwer fassbar. Die Störung, das Defizit, das mein supergeniales Gehirn hat, beinhaltet zu viele Emotionen und Gedanken gleichzeitig. Das bedeutet natürlich, dass ich oft den Blick auf meine persönliche Grenze verliere, da zu viel gleichzeitig auf meine Wahrnehmung einprasselt. Grenzen. Setzen. Fühlen. ist für mich eine Herausforderung.

Es bedarf einer ungeheuren Anstrengung, trotzdem auf sie aufzupassen und sie aufzuzeigen. Sonst geschieht es oft, dass ich am Energie Minimum angekommen bin, ehe ich es überhaupt registrieren konnte.

Habe ich hingegen vorab meine Linie dick markiert und verteidigt, kann ich mit Selbstwachstum fortfahren.

Grenzen. Setzen. Fühlen. Mit dem Regenerieren oder mit Kunst und Musik, denn mein Platz wurde mir nicht entzogen.

Grenzen setzen. Was ist eine Grenze? Wie fühlt es sich an, eine Grenze zu setzen? Liegen Grenzen hintereinander oder fügen sie sich nebeneinander? Wie kann es aussehen, eine Grenze zu setzen? Mit Handzeichen, Worten, Regeln oder wie darf man sich das vorstellen?

Jeder Mensch wird seine eigene Art finden müssen, um sich in dem bestehenden Systemen einen eigenen Platz zu erstellen. Denn nicht jedes System passt zu jedem Menschen.

Was ist, wenn andere ihre Grenzen aufzeigen?

Bei mir ist das so: Setzen andere mir Grenzen, fühle ich mich oft missverstanden und ausgegrenzt. Ich weiß mittlerweile, dass Ausgrenzung nicht von außen einwirkt. Ich bin im Gefühl des begrenzt und ausgegrenzt Werdens.

Ein Nein heißt gleich eine fünf Meter hohe Mauer für mich.

… weil ich sie sehen und fühlen kann, also die Mauer. Unüberwindbar. Ein Schutzwall der gegen mich steht.

Ich selbst bin diese Mauer, weil jemand eine Grenze über mich gelegt hat.  

Seit ich das verstanden habe, schütze ich meinen weißen Gartenzaun. Der besteht natürlich nur in meinem Kopf. Andere können meine Grenzen nicht sehen. So verwunderlich das auch scheint. Da kommt ein Fremder und tritt einfach in meinen Vorgarten. Hat er meinen starken, schönen GRENZZAUN nicht gesehen? So auffällig, einmal komplett um mich herum? Nein. Natürlich nicht. Ich hab‘ der Grenze keinen Wert beigemessen, und deshalb konnte das Gegenüber auch nicht ahnen, wie weit er gerade in meinem Raum eingedrungen ist.

Es gibt eine schöne Übung in der Psychotherapie, um die Unsichtbarkeit der eigenen Grenzen zu üben

Es gibt drei farbige Seile, die für Familie und Freunde, Vergangenheit und Außenwelt stehen. Diese drei Seile drapiert man neben , vor oder hinter sich. Nach Nachfrage der gedachten Richtigkeit geht der Therapeut los und läuft den Patienten an und oft sogar um. Verwirrung macht sich breit und eine Wiederholung wird gewünscht. Erneut wird der Patient angelaufen, bis dieser final seine Grenzen aufzeigt und die Hände ausstreckt, um ein Stopp zu signalisieren .

Diese Übung zeigt anschaulich, wie wir uns unserer eigenen Grenzen oft nicht bewusst sind. 

Grenze klingt schwer und hart. Wie ein unüberwindbar Graben, eine Mauer, ein Wall von uns oder anderen aufgestellt, um etwas draußen zu halten. Draußen. Meins. Nur ich. Kein Platz für andere.

Oder? Vielleicht auch Liebe, Raum für Entwicklung, Ruhe, Wachstum ohne Fremdes eingreifen.

Die Waage halten, das Gefühl für die richtige Nähe und den richtigen Abstand finden, denn liebevoll gestellte Stoppschilder grenzen nicht aus

Gegenteilig übrigens, denn jeder Mensch hat ein natürliches Recht auf seine persönliche Wohlfühlzone. Wird diese stetig überschritten, kann das unter anderem zu Beklemmung und Anspannungen führen.

Wie oft gehst Du über deine persönlichen Grenzen, um dich anderen anzupassen? Um es den anderen leicht zu machen, ihren Raum auszudehnen? Wie oft vergessen wir, dass es uns überhaupt gibt? Vor allem, dass es um uns geht?

Das Ergebnis davon ist das Gefühl der Wertlosigkeit, des nicht gesehen und gefühlt werdens. Und Müdigkeit breitet sich aus, da jeder Kontakt sich wie ein Kampf anfühlen kann.

Wir brauchen unser Bild der Grenze unseres Wohlfühlgartens

Wir dürfen sanft unseren Rand beschützen. Dürfen aufzeigen, um nicht verletzt zu werden und nicht selbst zu verletzen. Verständnis für den anderen und seinen Wirkungskreis zulassen. Und bei Bedarf, die eigenen Grenzen neu definieren und nachjustieren oder ausweiten.

Heute wollte ich mich mit dem Thema Grenzen auseinandersetzen…

Grenzen. Setzen. Fühlen.

Ich habe sogar ein bisschen Internetrecherche betrieben und „GRENZE“ in Google eingegeben. Es gibt Informationen zu Grenzen an Ländern und ihre derzeitige Lage, sowie politische Entwicklungen. Es gibt Lieder über das Problem der Menschen, des Krieges und der Hilfesuchenden an den etwaigen Grenzen. Ich wollte das zum Ende noch einmal zusammenfassen.

Aus Wut und Angst gesetzte Grenzen können nicht wachsen. Schließen wir Menschen aus, weil wir mit den falschen Gedanken die Mauer bauen, sitzen wir allein hinter ihr. 

Geben wir hingegen Liebe, Verständnis und Wachstum hinein, wahren unsere eigenen Werte und geben dem Gegenüber denselben Raum… nun, dann bin ich mir sicher, wird alles gut.

Ihre Nici Bühlmaier

Im Gemeinschaftswerk „Der Dämon und das Innere Kind“ das im Dezember 2024 im EMPATHIE Verlag erschienen ist, können Sie mehr von und über Nici Bühlmaier lesen. Außerdem finden Sie in diesem äußerst besonderen Buch einige Gemälde der Künstlerin. Auch das Cover hat Nici Bühlmaier gestaltet:

 


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