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oder eine Vorform von Psychopathie, Persönlichkeitsstörung – und eine neue Variante von Narzissmus?

Der Begriff der E- Persönlichkeit ist zwar noch nicht in aller Munde und findet sich kaum irgendwo im deutschen Sprachraum, aber in der angloamerikanischen wissenschaftlichen Literatur findet man den Begriff in teilweise ganz unterschiedlichen Kontexten. Er scheint zwei unterschiedliche Bedeutungen zu haben: Einerseits wird der Begriff im Zusammenhang mit KI, also künstlicher Intelligenz, verwendet. Andererseits scheint aber der Begriff auch im Zusammenhang mit fortschreitenden psychischen Auffälligkeiten im Kontext von exzessiver digitaler IT-Nutzung Anwendung zu finden.
Dazu taucht die Frage auf, was die fortschreitende Digitalisierung mit unserer Persönlichkeit machen kann. Wandeln wir uns durch die ständige Ver- und Anwendung von digitalen Instrumenten in unserer psychischen Struktur nachhaltig? Und wie stark beeinflussen uns Social Media und andere Anwendungen (wie Computerspiele) bezüglich unserer Gesamtpersönlichkeit. Und dies vor allem in Zusammenhang mit dem Thema positive Rückmeldung und Bestätigung. Spielsucht hat inzwischen einen klaren Platz innerhalb der klinisch psychologisch-psychiatrischen Diagnostik und Therapie.

Bestätigung als grundsätzlich menschliches Bedürfnis

ist notwendig für ein gutes soziales Miteinander. Wir brauchen Rückmeldung über unsere Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit ist ein Bündel an verschiedenen Formen von sozialer Rückmeldung über unsere Handlungen. Das ist gut und wichtig und wirkt auch stark als „sozialer Kitt“, der unsere Gesellschaft prägt und zusammenhält.
Wie viel Bestätigung im Sinne von positiver Bestätigung und positiver Rückmeldung ist aber „normal“ und wann wird der Drang danach exzessiv und krankhaft Und welchen Beitrag leistet hier auch das Internet mit seinen unterschiedlichen Angeboten an Social Media? Spielsucht beispielsweise baut auf dem Prinzip der positiven Rückmeldung (Gewinn) auf. Und darauf bauen wieder viele IT-Firmen ihre Verkaufsstrategie auf!

Kritik an bestimmten Auswüchsen der Digitalisierung, die uns krank machen können

Diejenigen Autoren und Autorinnen, die nicht nur Loblieder auf die Möglichkeiten, die durch die Digitalisierung geschaffen wurden, singen, mehren sich. Die Diskussion um Segen oder Fluch der Cyberwelt weitet sich aus, auch wenn die warnenden Stimmen ungern ernst genommen werden.
Sarah Spiekermann – eine IT-Spezialistin und Professorin an der Wirtschaftsuni Wien – setzt sich sehr tiefgründig und detailliert mit „digitaler Ethik“ auseinander. Aber auch diverse andere AutorInnen aus unterschiedlichen Fachgebieten (Psychologie, Soziologie, Philosophie) beschäftigen sich vermehrt mit den Auswüchsen der Digitalisierung. Interessanterweise rühren manche Werke nicht von Menschen aus völlig IT-fremden Bereichen, sondern auch von IT-Fachexperten. Es erscheinen Bücher mit vielsagenden Titeln „Im digitalen Hamsterrad“, oder „Gehirn, Seele und Computer“. Und sie stellen unbequeme Fragen über die IT-Welt. Wo endet der Segen und wo beginnt der Fluch einer durchdigitalisierten Welt für uns Menschen? 
Während Spiekermann ganz vehement eine digitale Ethik fordert und dabei sehr kritische Fragen aufwirft, wie, ob denn alles, was machbar ist, auch tatsächlich angewandt werden muss. Andere üben Kritik an den für die Menschen meist unbewußten Auswirkungen der vermehrten Anwendung von KI (Künstlicher Intelligenz).
Die Vorteile, die zweifelsohne vordergründig durch die immer subtileren Anwendungen der Digitalisierung möglich werden, zeigen langfristig Auswirkungen, die sich nur schleichend in unserem sozialen Leben bemerkbar machen. Natürlich ist es sehr praktisch alle Möglichkeiten des E-Learnings nutzen zu können. Vor allem in Coronazeiten bot das brauchbare Möglichkeiten Lehr- und Lernbetrieb in allen möglichen Bildungseinrichtungen aufrecht zu halten. Wir laufen nun allerdings Gefahr hier möglicherweise das Kind mit dem Bade auszuschütten.
Austausch und Interaktion werden beispielsweise bei angepassten Lernprogrammen mit mobilen Endgeräten vermieden. Das Lernen wird „effizienter“ für die Individuen. Aber was geschieht mit der direkten sozialen Interaktion. Natürlich kann es auch als angenehmer Belohnungseffekt erlebt werden, wenn uns die „Maschine“ positive Rückmeldung gibt, dass wir eine Aufgabe gut gelöst haben. Aber besteht nicht hier auch die Gefahr, dass wir durch ständige „Interaktion“ mit der Maschine soziale Kompetenzen verlernen? Der Autor des Buches „im digitalen Hamsterrad“ beschreibt erschreckende Beispiele von Abflachung von zwischenmenschlichem Mitgefühl und Empathie. So erwähnt er beispielsweise, dass in einem Bus, in dem alle in ihr Handy starrten, keine/r bemerkte (oder bemerken wollte), dass mitten unter ihnen jemand zusammengebrochen war.
Ich selbst beobachte immer wieder, wie Kinder aus der Schule kommend zwar gemeinsam in die Straßenbahn einsteigen, dort aber, statt sich zu unterhalten, nebeneinander auf ihr Handy starren. Züchten wir so kleine Autist*innen und Narzisst*innen, die ebenso zwischenmenschliche Kommunikation verlernen wie Mitgefühl und Empathie? Und missbrauchen die IT-Firmen und PC-Spiele Programmierer*innen das im Menschen angelegte Suchtpotential Verlernen wir alle langsam menschliche und soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten, weil wir uns endlos (freiwillig) im Netz tummeln?
Persönlichkeit - Ein Blogbeitrag von Eva Nikolov-Bruckner
E Persönlichkeit – Suchtpotenzial von Social Media und co

IT-Spielsucht, Psychopathie und der Verlust von menschlich emotionalen Kompetenzen

Werden nicht nur die KIs zu E- Persönlichkeiten, sondern auch immer mehr die User? Das „allwissende“ Internet scheint auch vielen Menschen den Eindruck zu vermitteln, dass sie durch online-Enzyklopädien zu Expert*innen geworden sind. So wird als Beispiel erwähnt, dass manche Menschen sich bei Ärzt*innen als kompetentere Expert*innen darstellen, weil sie ja alles „gegoogelt“ hätten. Dieser Typus wird teilweise als narzisstisch, selbstverliebt und überheblich dargestellt. Respektlos auftretend gegenüber echten Experten, die ihr Fachwissen und -können in vielen Jahren Studium und Praxis erworben hatten. Daher wird dieser Typus teilweise ebenfalls als E- Persönlichkeit bezeichnet.
Ein gewisses Ausmaß an Überheblichkeit und Abgehobenheit wird auch anderen Gruppen, wie IT-Spezialisten nachgesagt, die „normale“ Menschen (User) abfällig als „bugs“ (Insekten) bezeichnen. Normale Menschen, die nicht derartig ausgefeilte Kompetenzen wie sie haben, als „lästige Insekten“ zu betrachten, sind wohl extreme Auswüchse von Missachtung.

Die „Verflachung von Persönlichkeitsstrukturen“

Um zu Spiekermann zurückzukehren: Sie ortet diese Persönlichkeitsverflachung darin, dass wir uns von der Digitalisierung sozusagen „vor uns hertreiben“ lassen. Und um damit klarzukommen, müssen wir uns anpassen. Oder es wird uns der Eindruck vermittelt, wir würden etwas Wichtiges verpassen. Sie postuliert einen „wertgeladenen Erinnerungsapparat“ (man beachte: auch Erinnerungen werden als Maschine angesprochen), der uns hilft, Bedeutung herzustellen. Und sie meint, dass aufgrund der ständigen Überflutung mit digitalen Reizen unser autobiographisches Gedächtnis abflacht. Und aus ansteigendem Mangel an direkten Erlebnissen mit ihren jeweiligen Bedeutungen für unser Leben wird unsere Persönlichkeit schließlich immer seichter.
Auch wenn dazu meines Wissens noch wenige dies untermauernde Studien vorliegen, so erscheint diese Hypothese doch sehr einleuchtend.

Und was hat das nun mit dem Thema der Bestätigung zu tun?

Es wird klarer, wenn wir dieses Phänomen der emotionalen Verflachung weiterdenken, und auch Aspekte von Suchtverhalten dazu mixen. Einerseits verflacht unsere Persönlichkeit, wegen der geringeren Begegnung mit realen Erlebnissen (in einer realen Welt mit realen Menschen).
Andererseits holen wir uns entsprechend in der digitalen Welt die „Kicks“. Es soll schon viele Jugendliche geben, die einen Tag ohne eingeheimste „Likes“ schon in Weltuntergangsstimmung geraten. Wie schon oben erwähnt, brauchen wir als nach wie vor soziale Wesen Rückmeldung und Bestätigung aus einem sozialen Umfeld. Innerhalb der digitalen Welt wurde diese Likes-Verteilung daher gezielt gefördert. Das Sammeln von likes auf alle möglichen Postings (und auch wenn sie noch so oberflächlich und nichtssagend sind) gehört oft schon zu den wichtigsten Alltagsbeschäftigung.
Persönlichkeit
E Persönlichkeit – Likes im Netz
Es ist ja auch viel leichter auf einen like-Button zu drücken als jemandem direkt eine positive Rückmeldung für etwas zu geben (für Foto, Posting ua.). Likes-Verteilen ist also leicht für die Verteiler, aber es wird immer wichtiger für die Öikes-Empfänger. Einmal Daumen hoch zu posten ist ja auch kein großer Aufwand, auch wenn man das Gepostete nicht wirklich angesehen/gelesen hatte. Und so kann das Daumen hoch sammeln als scheinbare positive Rückmeldung immer mehr zum Suchtpotential werden.
Findige Alle-Probleme-Löser-Gurus bringen diese unsere ständige Suche nach positiver Rückmeldung und Anerkennung geschickt auf den Punkt. Und dann bieten sie „die Lösung“ für das Problem gleich
an, so wie eben die Werbung funktioniert (das Strickmuster ist meist recht klar zu erkennen):
1. Du hast ein Problem?!
2. Ich hatte auch dieses Problem… ABER
3. Ich hab die Wurzel des Problems gefunden – und etwas Bestimmtes (ein bestimmtes
Produkt) dagegen angewandt
4. Seither sind alle Probleme gelöst und ich bin ein rundum glücklicher Mensch
5. Buche mein/e/n Kurs/Seminar/Schulung (z.B. Zur „Selbstliebe“) und du wirst auch so glücklich und zufrieden werden!
Nun, keine Frage, neue Strategien im Umgang mit sich selbst zu finden, ist sicher ein guter Weg. Aber ein „emotionales Umlernen“ ist eben etwas komplexer als ein Produkt zu kaufen mit dem man z.B. den „schrecklichen Spliss“ aus den Haarspitzen bekommt.
Die sahen ja schon aus „wie n ́Tanńnbaum!!!“ (oh wie schrecklich!! – viele Menschen wären froh, wenn ihre Haarspitzen ihr Hauptproblem darstellten)!
Selbstliebe ist grade wieder mal sehr in! Zugegeben! Aber wie leicht ist diese zu erreichen, wenn uns die Möglichkeiten der digitalen Welt ständig nahebringen wollen? Wie „unvollständig“ wir doch sind, wenn wir dieses oder jenes Produkt nicht kaufen und anwenden.
Wie unvollkommen müssen wie uns fühlen, wenn wir dem Idealbild bestimmter Models und Stars nicht entsprechen? Wir werden digital ständig dazu aufgefordert uns zu vergleichen – und dabei mindestens so gut, schön, klug usw. zu sein, wie die im Netz ausgestellten „Vorbilder“.
Warum boomen Influencer*innen und verdienen sich mit menschlichen Minderwertigkeitsgefühlen und dem Bedürfnis „dazu zu gehören“ goldene Nasen?
Weil wir ihnen glauben, dass das Produkt, das sie uns aufschwatzen wollen, uns die Bestätigung bringt, die wir brauchen, um uns vermeintlich gut zu fühlen? Die Lösung? Keine kurze, einfache! Kein Konsumprodukt….vielleicht mehr Hinterfragen, was ich warum (scheinbar) brauche… und wo beginnt bei mir die Sucht?

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Persönlichkeit - Ein Blogbeitrag von Eva Nikolov-Bruckner

Wenn Sie ein kostenloses Beratungsgespräch zum Thema Co:Abhängigkeit von Narzisst*innen, toxische Beziehungen und wie kommen Sie da raus mit Eva Nikolov-Bruckner möchten, kontaktieren Sie Frau Nikolov-Bruckner direkt über nikolov-bruckner@narz-mich-nicht.at

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Hier finden Sie SOFORTHILFE und Erste Hilfe Tipps im Umgang mit Narzissen

Und das ist unser Team und unsere Kooperationspartner*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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Narz Talk Spezial Reihe – Narzissmus in Wien

Die beiden Wienerinnen Regina Schrott & Eva Nikolov-Bruckner führen durch die Stadt auf den Spuren von Herrn Freud.

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