Urlaub mit Narzissten – Wenn die schönste Zeit des Jahres zur emotionalen Falle wird

Sommer, Sonne, Meeresrauschen – für viele klingt das nach Entspannung, Erholung und wertvoller Zeit mit der Familie oder dem Partner. Doch wer mit einem narzisstisch akzentuierten Menschen zusammenlebt – sei es als Partner:in oder in einer Co-Parenting-Situation – bekommt im Urlaub mit Narzissten häufig das Gegenteil: Statt Ruhe und Harmonie erwartet Betroffene ein emotionales Minenfeld. Der gemeinsame Urlaub mit einer narzisstisch akzentuierten Person kann zur Zerreißprobe werden – für die Beziehung, das Selbstwertgefühl und nicht selten für die eigene psychische Gesundheit.

In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Urlaube mit Narzisst:innen so oft eskalieren, welche typischen Dynamiken dabei auftreten – und wie Sie sich emotional und praktisch schützen können.

Warum eskaliert der Urlaub mit Narzissten so häufig?

Urlaub ist eine besondere Zeit: Der Alltag wird unterbrochen, Routinen fallen weg, und man verbringt plötzlich viel intensive Zeit miteinander. Was für die meisten Menschen eine Gelegenheit zur Nähe ist, kann für narzisstische Persönlichkeiten beängstigend sein. Denn sie verlieren Kontrolle – über die Umgebung, die Aufmerksamkeit und über Sie.

Gleichzeitig hoffen viele Betroffene gerade im Urlaub auf eine positive Wendung: auf mehr Nähe, Harmonie oder gemeinsame Erlebnisse. Doch diese Hoffnungen werden oft enttäuscht.

Die häufigsten Gründe, warum der Urlaub mit narzisstisch akzentuierten Menschen schwierig wird:

1. Kontrollverlust erzeugt Unsicherheit und Aggression

Im Alltag wissen Narzisst:innen oft genau, wie sie ihr Umfeld steuern können. Der gewohnte Rahmen gibt ihnen Sicherheit. Im Urlaub jedoch bricht diese Kontrolle weg – neue Orte, fremde Menschen, unvorhersehbare Situationen. Was für andere aufregend oder erfrischend sein kann, löst bei Narzisst:innen Stress aus. Und dieser entlädt sich häufig in Form von Kritik, Vorwürfen oder destruktivem Verhalten – meist gegen Sie.

2. Der Urlaub als Bühne zur Selbstinszenierung

Für viele Narzissten ist Urlaub kein Ort der Erholung, sondern eine Bühne. Sie wollen bewundert werden – durch Statussymbole, auffällige Kleidung oder besondere Aktivitäten. Wer dabei nicht mitmacht oder nicht genug Aufmerksamkeit schenkt, wird schnell herabgewürdigt: Sie seien langweilig, zu ruhig oder „Spielverderber“. Diese Art der Entwertung zieht sich durch viele gemeinsame Urlaube.

3. Von der Idealisierung zum plötzlichen Absturz

Kurz vor einer Reise zeigen sich viele narzisstisch akzentuierte Menschen von ihrer besten Seite: charmant, aufmerksam, fast liebevoll. Sie versprechen eine schöne gemeinsame Zeit. Doch kaum beginnt der Urlaub, kippt die Stimmung. Sie erleben plötzlich emotionale Kälte, Abwertung oder sogar offene Aggression. Diese abrupte Wende ist ein typisches Merkmal einer funktionalen Beziehungsstörung bzw. einem dysfunktionalen Beziehungsmuster.

4. Isolation als Machtinstrument

Gerade im Urlaub – fernab der gewohnten Umgebung – verstärken sich viele toxische Dynamiken. Wer mit einem narzisstisch akzentuierten Menschen verreist, ist oft isoliert: Es fehlen Unterstützer:innen, gewohnte Rückzugsorte und vertraute Kontakte. Manche Narzisst:innen nutzen diese Isolation gezielt, um Druck auszuüben, emotionale Erpressung zu betreiben oder Kontrolle auszuweiten. Besonders perfide: In der Öffentlichkeit wirken sie oft freundlich und charmant – während hinter verschlossenen Türen Manipulation und Abwertung herrschen.

Typische Manipulationsstrategien im Urlaub

Viele Betroffene berichten nach Urlaubsreisen von wiederkehrenden Mustern. Hier einige der häufigsten Strategien, die narzisstisch akzentuierte Personen anwenden:

Gaslighting

Sätze wie „Das bildest du dir nur ein“, „Du hast das falsch verstanden“ oder „Das habe ich nie gesagt“ sind typische Beispiele. Ziel ist es, Sie zu verunsichern – damit Sie der eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen.

Liebesentzug und Schweigen

Ein schöner Moment – und plötzlich zieht sich Ihr Gegenüber komplett zurück, ohne Erklärung. Diese Strategie ist ein bewährtes Machtmittel von Narzisst:innen. Sie werden so destabilisiert, dass Sie sich fragen, was Sie falsch gemacht haben.

Plötzliche Stimmungsschwankungen

Heute euphorisch – morgen zerstörerisch. Narzisst:innen schaffen emotionales Chaos oder eine Art Dramakarussell – oft absichtlich, um die Kontrolle zu behalten und Sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Demütigungen in der Öffentlichkeit

Nicht selten machen narzisstisch akzentuierte Menschen herabsetzende Bemerkungen im Beisein anderer – etwa im Hotel, am Strand oder beim Essen. Ziel ist es, Sie klein zu machen und die eigene Überlegenheit vor Publikum zu demonstrieren.

Wie sich Betroffene im Urlaub mit Narzissten fühlen – und warum sie oft bleiben

Ein Urlaub mit einem narzisstischen Partner oder einer narzisstischen Partnerin kann tiefe Spuren hinterlassen. Viele Betroffene kehren erschöpfter zurück, als sie aufgebrochen sind – und voller Zweifel:

  • „War ich zu empfindlich?“

  • „Habe ich den Streit provoziert?“

  • „Warum klappt es bei anderen Paaren, nur bei uns nicht?“

Die Wahrheit ist: Sie sind nicht schuld! Es wird Ihnen nur eingeredet, Sie hätten immer Schuld. Sie haben es mit einer Persönlichkeit zu tun, die auf Manipulation und Kontrolle aufgebaut ist. Ihre gesunde Sehnsucht nach Nähe, Harmonie oder familiärem Frieden wird ausgenutzt – und in Machtspiele verwandelt.

WICHTIG: Was ich meinen KlientInnen immer wieder rate ist Folgendes: Wenn Sie in den Augen der narzisstisch akzentuierten Person „immer alles falsch machen“, dann ist es doch egal. Machen Sie deshalb bitte den richtigen Fehler für sich! Machen Sie, was Sie wollen – aus Ihrem eigenen Wertesystem heraus.

Hinweis: Sie können das Modul „Meine Werte“ über unser Kontaktformular buchen. Bitte schreiben Sie uns hierzu einfach eine Mail an kontakt@narz-mich-nicht.de

In diesem Modul enthalten, ist eine Coachingstunde (60min) mit Regina Schrott und ein Workbook.

Sieben weitere konkrete Tipps, um sich zu schützen

Auch wenn Sie eine Reise mit einer narzisstisch akzentuierten Person nicht vermeiden können – zum Beispiel wegen gemeinsamer Kinder – können Sie sich dennoch emotional und praktisch schützen:

1. Erkennen Sie die Dynamiken

Je besser Sie die Mechanismen narzisstischen Verhaltens verstehen, desto weniger treffen diese Sie unvorbereitet. Wissen schützt!

2. Setzen Sie klare Grenzen

Sie dürfen „Nein“ sagen – auch im Urlaub. Sie müssen sich nicht für alles rechtfertigen oder jede Aktivität mitmachen. Ihre Bedürfnisse sind genauso wichtig. Dies ist sogar umso wichtiger, wenn Kinder von Ihrem Verhalten und Vorleben lernen.

3. Planen Sie Rückzugsräume ein

Nehmen Sie sich Zeit für sich – mit einem Buch, Musik, einem Spaziergang. Auch kleine Auszeiten helfen, bei sich zu bleiben.

Hinweis: Sie können das Modul „Bei mir bleiben“ über unser Kontaktformular buchen. Bitte schreiben Sie uns hierzu einfach eine Mail an kontakt@narz-mich-nicht.de

In diesem Modul enthalten, ist eine Coachingstunde (60min) mit Regina Schrott und ein Workbook.

4. Vertrauen Sie Ihrem Gefühl

Wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas „nicht stimmt“, dann stimmt es vermutlich auch nicht! Ihre Intuition ist ein verlässlicher Kompass.

5. Informieren Sie Vertrauenspersonen

Lassen Sie Freund:innen oder Familie wissen, wo Sie sind. Teilen Sie im Notfall einen Standort oder richten Sie ein Codewort ein, das Hilfe signalisiert.

6. Bereiten Sie einen Plan B vor

Vor allem bei längeren Reisen: Organisieren Sie im Vorfeld, wie Sie im Notfall allein zurückreisen könnten. Halten Sie Reisepass, Zahlungsmittel und wichtige Kontakte griffbereit.

7. Ziehen Sie Konsequenzen – wenn nötig

Ein Urlaub kann ein Spiegel der Beziehung sein. Wenn Sie feststellen, dass sich destruktive Muster wiederholen oder verschärfen, dürfen Sie daraus Konsequenzen ziehen. Ob räumlicher Abstand, Trennung oder professionelle Hilfe – es ist Ihr gutes Recht, für sich zu sorgen.

Und nach dem Urlaub?

Nach der Rückkehr beginnt oft erst die Verarbeitung. Viele Betroffene berichten von emotionalem Kater, Schuldgefühlen oder sogar körperlicher Erschöpfung. Gönnen Sie sich Ruhe. Reden Sie mit vertrauten Menschen. Und holen Sie sich Hilfe, wenn nötig – etwa durch ein Coaching oder eine traumasensible Beratung.

Fazit: Sie dürfen Erholung erleben – auch ohne Kontrolle, Kritik und Drama

Urlaub sollte eine Zeit der Erholung sein und eine Gelegenheit, sich selbst wieder näherzukommen. Wenn Sie stattdessen wiederkehrend emotionalen Stress, Manipulation oder Entwertung erleben, ist das kein Zufall – sondern ein ernst zu nehmendes Beziehungsmuster.

Sie dürfen sich schützen. Sie dürfen auf sich achten. Und Sie dürfen für sich sorgen – unabhängig davon, was andere sagen.

Haben Sie Ähnliches erlebt?
Dann lassen Sie es uns wissen – in einem Kommentar, einer Nachricht oder einem Gespräch. Auf „Narz mich nicht“  finden Sie einen geschützten Raum und Menschen, die Sie verstehen. Sie sind nicht allein. In den letzten 5 Jahren haben wir über 3000 Menschen in und aus narzisstisch akzentuierten Beziehungen geholfen, diese entweder zu verlassen oder Strategien zu entwickeln, innerhalb der Beziehungen nicht „auszubluten“.

grüner Narz mich nicht Strich

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Arschengel

frei

Regina Schrott – Gründerin von Narz mich nicht – hat mittlerweile weit über 100 Blogbeiträge geschrieben. Manche sind u.a. auch bei gofeminin erschienen.

Bücher von Regina Schrott finden Sie im EMPATHIE Verlag.

Und auch Ihren Kindern wird bei uns geholfen. Hier kommen Sie zu unserer Seite For Kids & Teeens.


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