Zum korrekten Wording lassen Sie mich bitte direkt die Titelzeile „Sorgerechtsstreit mit einem Narzissten“ richtigstellen:
- Die Bezeichnung „Narzisst“ ist nämlich nicht in Ordnung. Politisch korrekt ist die Vermutung einer narzisstischen Akzentuierung, die sich durch eine bestimmte Dynamik dysfunktional auswirkt, und somit zu einer funktionalen Beziehungsstörung führen kann, weshalb Sie vermutlich gerade diesen Blogbeitrag lesen. (Ich gehe später im Text noch auf die richtige Kommunikation vor Gericht und Jugendamt ein.)
Ob jemand eine diagnostizierbare Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen Zügen hat, kann und darf nur eine Ärztin/ein Arzt herausfinden, der spezialisierte Testverfahren durchführt.
In den allermeisten Fällen spielt die Frage, ob tatsächlich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vorliegt, juristisch überhaupt keine Rolle. Entscheidend ist einzig und allein das Kindeswohl – und genau darauf sollte sich jede Strategie konzentrieren.
- Es gibt nicht nur „männliche“ Narzissten – es gibt auch weiblichen Narzissmus, dieser hat eine andere Ausprägung der Akzentuierung. Im Sorgerechtsstreit ist der weibliche Narzissmus mitunter schwieriger zu entlarven, weil wir gesellschaftlich immer noch von konservativen Elternrollen ausgehen: Väter verdienen das Geld – Mütter kümmern sich um die Kinder.
Belächeln oder ärgern Sie sich nicht über dieses Klischee. Am Gericht arbeiten eher konservativer eingestellte Menschen. Das hat auch etwas mit der Berufsgruppe an sich zu tun. Deren Sprache zu sprechen und ihre Ansicht zu verstehen – Sie brauchen diese nicht gut heißen – kann hilfreich in jeder Verhandlung sein.
Vierzig Prozent unserer KlientInnen bei Narz mich nicht® sind Männer, die unter narzisstisch akzentuierten Frauen leiden.
Deshalb war der Titel „Sorgerechtsstreit mit einem Narzissten“ zugespitzt, aber notwendig, damit Sie ihn finden. Kommen wir zum wichtigen zweiten Teil der Überschrift:
Was Sie jetzt wissen müssen

Ein Sorgerechtsstreit ist immer belastend – emotional, psychisch und oft auch finanziell. Wenn dann noch ein narzisstisch akzentuierter Ex-Partner/Ex-Partnerin im Spiel ist, kippt die Situation schnell ins Extreme: Drohungen, Manipulationen, Machtspiele. Viele Eltern geraten dadurch in Panik, weil sie glauben, ihr Kind zu verlieren.
Doch die wichtigste Nachricht vorweg lautet: In den allermeisten Fällen gibt es keinen Grund zur Angst. Wirklich gefährlich wird es erst, wenn Sie sich von dieser Angst steuern lassen.
Es besteht kein rechtlicher Grund zur Sorge. Dennoch: Wenn Narzissmus im Spiel ist, geht es selten um das Kind – sondern um Kontrolle, Macht und Zufuhr.
Für das Gericht ist es völlig unerheblich, ob Ihr/e Expertner/in tatsächlich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat. Entscheidend ist nur, ob das Kindeswohl gefährdet ist – und dafür zählen nachweisbare Tatsachen, nicht psychologische Vermutungen.
Diese Erkenntnis ist für viele zunächst ernüchternd, dann aber enorm befreiend. Denn sie öffnet den Blick darauf, was Sie wirklich beeinflussen können.
Wenn Drohungen Teil des Spiels werden
Viele narzisstische Elternteile nutzen juristische Drohungen, um Kontrolle zu behalten:
„Ich nehme dir das Sorgerecht weg!“ oder „Du wirst dein Kind nicht mehr sehen!“
Diese Worte treffen mitten ins Herz – und genau das ist ihre Funktion.
Doch juristisch betrachtet sind sie in 95 Prozent der Fälle substanzlos.
Das Gesetz schützt die elterliche Sorge sehr stark. Nur bei massiver Kindeswohlgefährdung kann ein Gericht einschreiten – und diese Schwelle ist hoch.
Die elterliche Sorge besteht übrigens aus drei Teilbereichen:
- Gesundheitliche Angelegenheiten
- Finanzielle Angelegenheiten
- Aufenthaltsbestimmungsrecht und dazugehörend schulische Belange
Oft geht es um den letzten Punkt und dieser kann von Gerichtswegen dann einem Elternteil zur alleinigen Ausübung übertragen werden, wenn ein Elternteil z.B. weiter als 80km vom gewohnten Umfeld der Kinder wegziehen möchte und dies noch gegen den Willen des „bleibenden“ Elternteils.
Nur bei massiver Kindeswohlgefährdung – die im deutschsprachigen Raum sichtbar bzw. beweisbar sein muss („nur“ psychische Gewalt zählt noch nicht dazu) wird ein Gericht einschreiten.
Was Richterinnen und Richter für Beschlüsse in Kindschaftssachen brauchen, ist Expertise von außen. Dazu zählen familienpsychologische Gutachten und die Wahrnehmung von JugendamtmitarbeiterInnen oder Erziehungsbeauftragten – Menschen, die versuchen, neutral das Wohl und den Willen nach den Bedürfnissen der Kinder herauszufinden.
Was Sie als Elternteil brauchen, ist kein Kampfgeist, sondern Ruhe, Strategie und Wissen über die Mechanismen hinter narzisstisch akzentuierten Drohungen.
Was wirklich hilft: Abstand, Struktur und Dokumentation
Einer der größten Fehler in solchen Konflikten ist der Versuch, alles zu kontrollieren oder auszugleichen, was der andere Elternteil versäumt. Doch genau das stabilisiert das Ungleichgewicht.
Wenn das Kind beim anderen Elternteil ist, liegt die Verantwortung dort – nicht bei Ihnen.
Ihre Aufgabe ist nicht, nachzubessern, sondern zu beobachten, zu dokumentieren und sachlich zu bleiben.
Gerichte sehen es positiv, wenn Sie kooperativ wirken. Sie erwarten aber nicht, dass Sie ständig ausgleichen, was der andere zerstört. Im Gegenteil: Wer alles abfedert, macht Missstände unsichtbar.
Familiengutachten – Hoffnung oder Falle?
Viele glauben, dass ein Gericht automatisch ein Gutachten einholt, sobald sie den Verdacht auf Narzissmus äußern. Das ist ein Irrtum. Gerichte lassen Gutachten nur dann erstellen, wenn konkrete Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen.
Der bloße Verdacht, der andere Elternteil sei narzisstisch, reicht dafür nicht aus. Ein Gutachten dient nicht der Bestätigung von Persönlichkeitsdiagnosen, sondern ausschließlich der Beurteilung, ob das Kindeswohl gefährdet ist.
Deshalb ist es so wichtig, Fakten statt Vermutungen vorzubringen – und genau das lässt sich mit uns trainieren.
Anwaltswechsel während eines laufenden Verfahrens
Viele Betroffene sind unzufrieden mit ihrem aktuellen Anwalt – oft, weil sie sich mit dem Thema Narzissmus nicht ernst genommen fühlen. Doch in der Regel ist das kein Grund für einen sofortigen Wechsel.
Ein guter Anwalt hat die Aufgabe, die Situation zu versachlichen – auch wenn das manchmal unempathisch wirkt. Wenn Sie Verfahrenskostenhilfe beziehen, ist ein Wechsel ohnehin nur in Ausnahmefällen möglich. In der nächsten Instanz können Sie aber jederzeit einen neuen Anwalt beauftragen.
Die Macht der Gelassenheit
Narzisstische Menschen haben ein erstaunlich feines Gespür für die Schwachstellen anderer. Sie erkennen Angst, Schuld, Unsicherheit – und nutzen sie als Angriffsfläche.
Je stärker Sie emotional reagieren, desto mehr Energie fließt in das Spiel, das Sie gar nicht spielen wollen. Die Lösung ist nicht, „härter zurückzuschlagen“, sondern emotional zu entkoppeln:
- Antworten Sie nur schriftlich und mit zeitlichem Abstand.
- Vermeiden Sie Telefonate oder spontane Reaktionen.
- Sprechen Sie nur über das Kind – nicht über Vergangenes oder Persönliches.
So nehmen Sie dem narzisstisch akzentuierten Elternteil das, was dieser am meisten braucht: Aufmerksamkeit und Reaktion.
Eigenen Anteil erkennen – und sich aus dem Spiel nehmen
Viele Eltern geraten unbewusst in eine emotionale Dauerverstrickung. Sie reagieren auf jede Nachricht, jedes Wort, jede Provokation – und verlieren dabei das Wesentliche aus den Augen: das Kind.
Narzisstische Menschen spüren Ängste, Unsicherheiten und Schuldgefühle – und nutzen sie gezielt.
Je mehr Sie versuchen, alles zu kontrollieren oder zu kompensieren, desto stärker verfestigt sich das Machtgefälle.
Lernen Sie stattdessen:
- Nicht jede Nachricht sofort zu beantworten.
- Emotionale Reaktionen zu vermeiden.
- Dem anderen Raum für Fehler zu lassen – und diese zu dokumentieren, nicht zu korrigieren.
Nur so wird sichtbar, wo wirklich Verantwortung versäumt wird.
Kommunikation reduzieren – Verantwortung abgeben – durchhalten
Das Wichtigste ist, die Kommunikation auf das Nötigste zu reduzieren:
- Telefonkontakt nur im absoluten Notfall.
- Schriftlich, idealerweise per E-Mail.
- Nur über Kind-bezogene Themen.
So vermeiden Sie emotionale Eskalationen und schaffen Nachweisbarkeit.
Wenn das Kind beim anderen Elternteil ist, tragen Sie in dieser Zeit keine Verantwortung für Versäumnisse. Ihre Aufgabe ist es, das festzuhalten, nicht zu reparieren. Gerichte erwarten, dass Sie engagiert sind – aber nicht, dass Sie den anderen ausgleichen.
Um das alles durchzuhalten, brauchen Sie Kraft, Struktur und Unterstützung.
Und genau hier setzen unsere Coaching-Programme an.
Begleitung in unserer „Narz mich nicht“ AKADEMIE
Wenn Sie das Gefühl haben, alles wächst Ihnen über den Kopf, dann ist das kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Alarmzeichen dafür, dass Sie zu viel allein tragen. In Konflikten mit narzisstischen Ex-Partnern reicht es nicht, „einfach stark zu bleiben“. Es braucht Strategie, mentale Stabilität und professionelle Begleitung, denn niemand sollte diesen Weg allein gehen müssen!
Genau dafür haben wir die Narz mich nicht AKADEMIE
Hier kommen zu unserem kostenlosen Buchungskalender, um sich ein erstes Beratungsgespräch zu buchen. Regina Schrott ist als Zertifizierte Mediatorin Expertin für Narzissmus und funktionale Beziehungsstörungen. Henning Glasmacher berät Sie zum Rechtsbeistand.
Darüberhinaus bieten wir Gutachtenvorbereitung und die Stärkung Ihrer Kinder für Gespräche mit dem Jugendamt, Verfahrenbeiständen (in Österreich: Kindsbeistände) und das Gericht an.
In den letzten 5 Jahren haben wir von Narz mich nicht über 3000 Betroffenen erfolgreich geholfen.
Unser rundum sorglos 3 Monatsprogramm heißt demzufolge souverän & frei
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