Was ist wirklich Einsamkeit? Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt. Genauso wie die Frage: Warum ist Einsamkeit wichtig? Für mich, der sich ein paar Jahre der Einsamkeit gewidmet hat, naja nicht so ganz einsam, aber es war schon verdammt ruhig um mich. Was es mir gebracht hat? Jede Menge über mich selbst zu erfahren. Aber, wie gewohnt bei mir, hier ein Rückblick. Ich halte es gerne wie gewohnt. Übrigens ein Resultat aus bewusster Einsamkeit. Der Reihe nach…
Ich habe zwei Schwestern – eine ist 4 Jahre älter, die andere 10 Jahre jünger. Somit bin ich in einer relative großen Familie aufgewachsen. Die Einsamkeit beschränkte sich auf die Zeit im Zimmer, wobei mein erstes Zimmer geteilt war mit unserem Esszimmer. Nachdem ich meine erste eigene Wohnung hatte, bin ich etwas später nach Köln gezogen. In eine WG, mit meinem damals besten Freund. Übrigens der, der mir mein geliebtes Golf Cabrio zu Schrott gefahren hat, mit den Worten: „Sorry, bin ’nem Hasen ausgewichen“. Er konnte noch nie richtig Auto fahren, aber immer gut angeben… Den Blogbeitrag gibt es übrigens hier: Mein Narz und ich
Aber es geht ja hier um die Einsamkeit…
Auch in der ersten WG war es alles andere als einsam. Fast jeden Tag Besuch, fast jeden Tag eine Party, fast jeden Tag ausgehen. Input ohne Ende, dazu meine Weiterbildung zum Mediengestalter Bild und Ton, bzw. Kameraassistent beim Fernsehen. Eine recht wilde Zeit damals, von der ich keine Sekunde bereue. All das hat mich später auch zur Einsamkeit gebracht. Es folgten weitere WGs mit wenigstens etwas Ruhe. Die wildeste Zeit war dann, als ich mit dem damals besten Freund und zwei weiteren Herren eine 4er Männer WG eröffnete. Ein ehemaliges Büro wurde zur fetten WG.
Eckbadewanne für mehrere Personen, eine große Küche mit Ecksofa und ZWEI Kühlschränke
Einer war nur für Getränke, den Rest können Sie sich denken. Wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen mehr davon, falls Ihnen Ideen ausgehen, was in so einer 4er Männer WG alles los ist. Naja, wie komme ich dann also auf Einsamkeit. Vermutlich denken Sie jetzt: „Ist doch klar, nach so einer WG braucht man Ruhe.“
Stimmt, wäre vermutlich besser gewesen. Aber ich habe mir noch ein paar Ehrenrunden gegönnt. Inklusive Firmengründung und unausgesprochenem Rauswurf aus dem Unternehmen. Was die WG dann zumindest, von Seiten meines „besten“ Freundes aus, aufgelöst hatte. Es kamen neue MitbewohnerInnen. So gingen die Jahre ins Land und ich als Kameraassistent um die halbe Welt. Nord und Südamerika, Europa, Asien. Rennstrecken, tiefster Dschungel & Dokusoaps. Fette 5 Sterne Hotels, Businessflüge vom Feinsten. Alles, was das Herz begehrt. Aber die Ruhe blieb aus.
Wenn man morgens nach Italien zu einer Pressekonferenz fliegt
Und dann am nächsten Tag kurzfristig für zwei Wochen nach Mexiko in ein VW-Werk zum Drehen darf, auch keine Ruhe. In Summe waren es, Moment… ich muss nachrechnen: 11 Jahre WG-Leben. Zweier, dreier, vierer, dreier und dann ALLEINE.
Meine erste eigene Wohnung alleine in Köln hatte ich zum 1.11.2011 Das klingt verrückt, oder? Erst Familie zu fünft, dann 11 Jahre WG-Leben. Ich sage Ihnen, die Wohnung allein war das Beste, was mir damals passiert ist. Die Umstände waren eher ungünstig. Kaum Arbeit, dadurch wenig Einkommen, und dann eine Wohnung in Köln allein finden. Fast unmöglich. Doch wie der „Zufall“ es wollte, gab es eine Anzeige in der Zeitung:
Von privat: Einzimmerapartment in Köln-Ehrenfeld
Mein liebster Stadtteil meiner ersten Wahlheimat. Der Hausmeister Konni hat mich direkt in sein Herz geschlossen als ich ihm sagte, was ich so alles kann. Damit waren die kleinen Reparaturen im Haus meine Aufgabe und ich hatte eine kleine „Butze“ für MICH ALLEIN. Die 50 Kartons hatten kaum Platz, aber ich meine RUHE. Wobei auch das nur bedingt… Unten eine Kneipe im Haus und gegenüber ein großes Ecklokal. An Karneval sind 6 Tage Party angesagt, da braucht man keine eigene Musik einschalten.
Was hatte es jetzt in meinem Leben auf sich, mit der…
Einsamkeit – Ruhe für mich selbst?
Diese kleine gemütliche Wohnung war eine Oase der Ruhe, auch wenn sie mitten in Köln-Ehrenfeld lag. Eine Kochnische, ein großes Sofa mit Sesseln. In der einen Ecke mein Bett, daneben der große weiße Kleiderschrank. Die Dusche, mit einer Sitzwanne, war ausreichend und das Wasser immer warm. Es sind oft die kleinen Dinge, die man zu schätzen lernt, wenn man es sich bewusst macht. Jetzt wo ich es schreibe, bekomme ich wieder eine sehr große innere Ruhe. Nach all den Jahren mit viel Trubel, hatte ich dort Zeit zu denken. Über alles, was gewesen ist.
Entscheidungen, die ich getroffen habe oder auch nicht, Freundschaften oder auch nicht. Familie? Wollte ich eigentlich nie. Durch die Ruhe stellte sich mir diese Frage aber erneut. Ich war nicht mehr so viel in der Welt unterwegs. Hatte kaum Arbeit, dafür viel Zeit. Auch eine Beziehung kam für mich damals nicht in Frage.
Alles wurde ruhiger, viel ruhiger
Meine Zeit verbrachte ich zum Teil mit und bei meinen Eltern, denn sie hatten einige Jahre ihren Wohnwagen in den Niederlanden stehen. Es ist ein großes Geschenk, mit Anfang vierzig Urlaub mit seinen Eltern machen zu können. Fragen Sie mal andere Menschen, ob diese ihre Zeit mit ihren Eltern genutzt haben… Ich war zwar nicht allein in der Einsamkeit, aber die Zeit mit meinen Eltern auf dem Campingplatz kann mir keiner nehmen. Immer wenn ich nach Hause kam, habe ich mich erstmal in den Sessel gesetzt und die Füße auf die Couch gegenüber gelegt. Ich hatte immer noch viel Zeit und ich habe sie mir einfach genommen. Ganz bewusst, ganz bewusst keine Partnerschaft, ganz bewusst keine aufreibende Arbeit, ganz bewusst immer nur das Nötigste gehabt.
Das Ziel war mir unbekannt – ich wusste nur, es wird gut. Warum? Weil ich (wieder) gelernt hatte, mir selbst zu vertrauen. Mir meine Zeit zu geben, die ich brauche.
Viele Stunden habe ich einfach nur am Fenster gesessen und den Menschen auf der Straße zugeschaut
Oder ich ging einfach runter in die Kneipe. Dasitzen, Bier trinken und sonst nichts. Und wenn man da so allein sitzt und keinen bei sich haben will, kommt auch keiner. Übrigens eine großartige Übung, klappt aber nur, wenn man ganz bei sich ist. Und wenn Sie bei sich sind, können Sie auch wieder Pläne für die Zukunft schmieden. Es braucht aber das Beenden und Verarbeiten, damit wieder Platz für etwas Neues ist. Wie bei Freundschaften, die in Wahrheit keine sind. Werden Sie diese los, damit machen Sie Platz für die, die Sie wirklich wollen.
In diesem Sinne, wenn Sie wissen wollen, wie Einsamkeit geht: Ich bringe es Ihnen gerne bei. Es dauert ein bisschen, aber ich kann es Ihnen nur empfehlen. Zeit ist ohnehin relativ, daher ist es auch egal, wie lange es dauert.
Viel Vergnügen in der bewussten Einsamkeit!
Henning Glasmacher ist Resilienzcoach und Mitbegründer von Narz mich nicht®. Sie können einen Termin in seiner Sprechstunde über unseren Buchungskalender buchen oder hier eine Beratung zu einem Rechtsbeistand bekommen, denn Henning Glasmacher koordiniert alle RechtsanwältInnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz für uns.
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